Zum Film „Gun Germany – Die neue Gewalt von rechts“ des ZDF
Wann immer es gilt, Lücken im Programm auszufüllen, scheint in den Redaktionsstuben der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten die Parole zu gelten: Irgendwas »gegen rechts« geht immer. Und weil es für die Insassen dieser Anstalten völlig ausgemachte Sache ist, dass es keiner Argumente bedarf, »gegen rechts« zu sein, und es sowieso selbstverständlich ist, fliegen Ansprüche an Qualität und Inhalt regelmäßig im hohen Bogen über Bord. So sieht das Zeug dann auch aus. Was sich Elftklässler im Rahmen einer Projektwoche zusammenschustern, dürfte kaum weniger gehaltvoll sein.
In dem reißerisch aufgemachten Film [1] »Gun Germany – Die neue Gewalt von rechts« von Johan von Mirbach scheint die Not besonders groß gewesen zu sein, denn für das, was hier fabriziert wurde, kann im Niveau-Limbo die Latte getrost noch eine Stufe tiefer gelegt werden. Was heißt hier überhaupt »neue Gewalt«? Flachköpfe, die meinen, ihren Anliegen mit Gewalt Nachdruck verleihen zu müssen, gab es immer. Was also ist neu daran und was soll dies mit der im Nachgang vorgestellten Identitären Bewegung zu tun haben? Der Zuschauer erfährt es nicht. Was Wunder, zeigt der Film doch nur sattsam Bekanntes: Hier wurde einer bedroht, da wurde einem die Scheibe eingeschlagen, dort ein dicker Böller gezündet. Nichts Neues unter der Sonne. Reporter Johan von Mirbach guckt dessen ungeachtet dazu so, als hörte er von dergleichen zum ersten Mal.
Nun ist es selbstverständlich, dass solche Taten nicht zu rechtfertigen sind, und es gibt daran nichts zu beschönigen. Dennoch möchte man als Zuschauer fast stöhnen: »Leute! So was machen die Banditen von der Antifa doch jeden Tag!« Aber, wie gesagt, wir wollen da gar nichts relativieren. Politische Überzeugungen mit Gewalt durchsetzen zu wollen, ist abzulehnen, Punkt. Die Identitäre Bewegung vertritt diesbezüglich einen ganz klaren Standpunkt und lehnt politische Gewalt ab.
Dies allerdings hindert den Filmchenmacher nicht daran, nachdem von allerlei Gewaltdelikten die Rede war, eben die Identitäre Bewegung vorzustellen. Natürlich wird nicht behauptet, dass sie Gewalt anwende, wie auch? Dies zu belegen dürfte Herrn von Mirbach in arge Verlegenheit bringen. Natürlich dient diese Erwähnung der IB nur dem Zweck, sie in diffamierender Absicht in einen ungünstigen Zusammenhang zu bringen und dem Zuschauer zu suggerieren: Das sind auch solche! Ihre Themen sind – Achtung, jetzt kommt’s: – »Heimatliebe, Abschiebung illegal Eingereister und sichere Grenzen«! Ja, das sind Anhaltpunkte für »Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung«! Nun, Petra Pau von der Linkspartei, die die Gelegenheit, ihr Gesicht mal wieder in die Kamera zu halten, nicht ungenutzt verstreichen lässt, findet das schließlich auch.
Jegliche Differenzierung zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextremistisch ist dem Autor vollkommen fremd, während man ihn sieht, wie er gedankenschwer in die Ferne blickt. Von der IB geht’s übergangslos, als hätt’ das eine mit dem anderen etwas zu tun, weiter zu der unvermeidlichen Neonazi-Aussteigerin, die sagen soll, wie es möglich ist, dass man in »solche Kreise« abrutscht: Norma-Jean Wolff. Von Mirbach darf sie als erster Mensch des Universums dazu befragen und geht so in Annalen des Investigativ-Journalismus ein. »Hi, du bist Norma, ne?« – »Ja. Hallo.« – »Johan. Hi!« – »Hi, hihi.« … Naja, und so weiter. Laber, fasel, sülz. Jedenfalls hat Norma ihn zum Nachdenken gebracht. »Was, so fragt sich Johan (unterlegt von dramatischer Musik), »wenn wir wirklich in einem Land leben, in der rechtsextremes Gedankengut in der Gesellschaft angekommen ist?« Huch! Grübel, grübel.
Deswegen entschließt sich Johan zu einem Experiment: Er rasiert sich die Haare ab und verteilt in Brandenburg Flugblätter der »Imaginären Bewegung« – haha, was haben wir gelacht! Da er dafür keinen nennenswerten Widerspruch erntet, ist klar: alles potentielle Nazis, auch wenn viele gar nicht so aussehen. Quod erat expectandum.
Kurzum, mal wieder eine Propaganda-Schmonzette billigster Machart, die einen Wust von tatsächlichem Extremismus mit Halbwahrheiten und schlichtem Unsinn ohne jede inhaltliche Auseinandersetzung zu dem begehrten braunen Kleister zusammenquirlt, der trotz offenkundigster journalistischer Mängel in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten stets willkommen ist und seine Abnehmer findet.
[1] https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/gun-germany-die-neue-gewalt-von-rechts-102.html