Linksextreme „Rechtsextremismusexperten“? Der Fall Hajo Funke
Von Redaktion
Wie stellt man sich einen Rechtsextremismusexperten vor? Ein überzeugter Demokrat sollte er sein, der eine kritische Distanz zu Ideologien jedweder Art behält, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährden könnten. Ist ein Extremismusexperte nicht ideologisch neutral, verkommt sein Urteil zu einem politischen Denunziationsmittel, mit dessen Hilfe er eigene ideologische Ziele durchzusetzen versucht.
Hajo Funke ist ein prominenter Rechtsextremismusexperte. In seiner Jugend war er Teil der Studentenbewegung der 68er. Er war im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) aktiv. 1968 wurde er Fachschaftssprecher der Politikwissenschaften an der FU Berlin und verlor seinen Posten noch im gleichen Jahr, weil er die Besetzung seines Instituts unterstützte. Die Fachschaftsvertretung soll Sympathien für den linksextremen AStA-Kurs gehabt haben. Im Anschluss engagierte sich Funke im Sozialistischen Büro der Neuen Linken. [1, 2, 3, 4]
Die linksextremistische Vorprägung von Hajo Funke muss nicht bedeuten, dass er sich nicht kritisch mit ihr auseinandergesetzt und davon losgesagt hätte. Sein heutiges Verhältnis zum Linksextremismus spricht allerdings eine andere Sprache. Die Gewaltexzesse während des G20-Gipfels in Hamburg, die von der Polizei als die schlimmsten Ausschreitungen der letzten Jahrzehnte charakterisiert wurden, sind laut Funke kein Grund für die Annahme, „dass das Problem verharmlost wurde“. Ob man über Nacht von einem Normalbürger zu einem Linksextremisten mutiert, der mit Tötungsabsicht durch Hamburg marodiert? Nur drei Jahre zuvor hatte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) mit der Überzeugung „Linksextremismus ist ein aufgebauschtes Problem“ alle Programme gegen Linksextremismus gestrichen. Man darf wohl kein Rechtsextremismusexperte sein, wenn man einen Zusammenhang zwischen einem derartigen politischen Klima und linksextremer Gewalt erkennt. So meint Hajo Funke, dass die Gewaltexzesse losgelöst von jeder Ideologie gewesen seien und urteilt: „Grundsätzlich sehe ich aber keine Gefahr von links.“ [5, 6]
Stattdessen sieht er die Gefahr von denjenigen ausgehen, die ihren Wahlkampf einstellen müssen, nachdem sie mehrfach von Linksextremisten attackiert wurden, wie es kürzlich bei der Stuttgarter AfD der Fall gewesen ist [7]. Und von denen, die Opfer von Mordversuchen durch Linksextremisten gewesen sind, wie im Falle der Identitären Bewegung [8]. Wenn Gefahr nicht von Gewalt ausgeht, sondern von der gewaltfreien Inanspruchnahme der Meinungsfreiheit, für was besteht sie dann tatsächlich? Für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, oder für den Erfolg von Hajo Funkes politischer Agenda? Fest steht, dass Funke mit seiner Rhetorik genau das bewirkt, was er seinen Gegnern vorwirft: die Pauschalisierung und Denunziation von Andersdenkenden als Rechtsextremisten, deren Entmenschlichung zu jenen Zuständen in der Weimarer Republik führen, vor denen er vermeintlich warnt.
Bildnachweis: https://www.youtube.com/watch?v=zGA_krmVnuU
Quellen:
[1] https://www.morgenpost.de/berlin/article103377879/FU-Berlin-drei-Generationen-60-Hochschuljahre.html
[2] Joachim Scharloth: 1968. Eine Kommunikationsgeschichte. Paderborn 2011, S. 278.
[3] Michael L. Müller: Berlin 1968. Die andere Perspektive. Berlin 2008, S. 275.
[4] Willi Hoss: „Komm ins Offene, Freund“. Autobiographie. Hrsg. von Peter Kammerer, Münster 2004, S. 81.
[7] https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2017/stuttgarter-afd-wahlkaempfer-erneut-attackiert/