Kritik der Islamkritik

von Redaktion

Der Islam hat ein wichtiges strategisches Ziel erreicht. Mittlerweile wird er in Europa, nicht mehr ignoriert oder belächelt, sondern bitter ernst genommen. In der rasch wachsenden Gruppe der „Islamkritiker“ wird er sogar als „Hauptfeind“ des „Abendlandes“ gehandelt. Der Feind ist, nach Carl Schmitt, die eigene Frage als Gestalt. Das Problem: Eigentlich sollte der Feind, über die eigene Identität, also das eigene Selbstverständnis bestimmt werden. Die bunte und pluralistische Schar der Islamkritiker definiert sich aber vielmehr selbst, nach der monolithischen, festen Gestalt des Islams, und ihrer Feindschaft gegen ihn. Der Islam formt das Lager der Islamkritik, das sonst wenig zusammenhält.

Erst einmal muss man die Leistung des Islams bewundern. Im Kampf um Europa, den er, aus seiner universalistischen Zielsetzung, notwendig führen muss, hat er einen entscheidenden Fortschritt gemacht. Er wird nicht mehr als die „Religion der Fremden“, also als Nebeneffekt einer allgemeinen Überfremdung, wahrgenommen. Die Ausländerthematik, die etwa noch die Wahlkämpfe Jörg Haiders und Le Pens dominierte ist passé. Der Islam selbst ist das Fremde und das Feindbild geworden und wird streng vom, „an sich willkommenen Zuwanderer“, unterschieden. Die Kritik der Massenzuwanderung und damit des dekadenten, antinationalistischen Westens, gerät so ins Hintertreffen.

Damit wird der Islam das Zentrum der Kritik der meisten europäischen Rechtsparteien und rechten Bürgerbewegungen, die seit einiger Zeit aus dem Boden sprießen. Er ist das anerkannte Gegenmodell zum „Westen“, und gewinnt durch diesen Antagonismus an Bedeutung und Kontur. Anstatt den Islam als Nebeneffekt einer Massenzuwanderung zu erkennen und aus dieser den inhärenten Systemfehler des westlichen Liberalismus aufzudecken, fokussiert man sich voll und ganz auf diese Religion selbst. Ursache und Wirkung werden verwechselt. Die Reaktion der Islamkritiker auf die grassierende Islamisierung wirkt manchmal so, als würde diese sich nicht durch die Masseneinwanderung islamischer Migranten, sondern allein über Massenkonvertierungen durch umherwandernde islamische Prediger vollziehen. Gegen ersteres ist nämlich eine Analyse und Kritik des Islams relativ sinnlos. Die islamisch geprägten Zuwanderer strömen trotzdem weiter in die islamisch geprägten Parallelgesellschaften.

Man geht auf den Islam ein, versucht ihn zu „widerlegen“, betreibt Koranstudien, erlernt arabisches Grundvokabular, betreibt Aufklärungskampagnen und wird so zu einer regelrechten Propagandamaschinerie für den Islam. Die erst jetzt wachsende Zahl der Konvertiten beweist das. Der Islam als politische Religion wird auch von immer mehr autochthonen, sinnsuchenden Europäern als eine Systemalternative zum westlichen Liberalismus wahr- und angenom-men- gerade weil er von der Islamkritik als großes Gegenmodell stilisiert wird. Der einfache, christliche Familienvater der die Geborgenheit einer echten religiösen Gemein-schaft sucht, der verbohrte Theologiestudent, dem das kriecherische Konzilschristentum auf die Nerven geht, der traditionalistische Antimodernist der im Islam nach Ernst Nolte, die 3. Gegenbewegung zur Moderne sieht, der junge Angestellte der religiös musikalisch ist und im Liberalismus vergeblich nach Tiefe sucht – sie alle treibt es in die offenen Arme der Da’wa-Prediger. (Man sieht, auch wir gehen mit Begriffen wie Da’wa, Umma, Taqiyya, Kufr, usw. mittlerweile, wie selbstverständlich um). Vor Jahren noch völlig unbekannt sind sie nun zum festen Vokabular der politischen Debatten in Europa geworden. Diese, durch Masseneinwanderung induzierte Islamisierung vollzieht sich natürlich auch ohne die Warnungen und Stilisierungen der Islamkritiker. Man muss auf sie aufmerksam machen und reagieren. Doch ihre Herangehensweise verfehlt das Ziel meist völlig.


Wirkung und Ursache

Der wahre Grund für die massive Ausbreitung des Islam ist die massive Zuwanderung aus islamischen Ländern. Der Islam ist ein zufälliger Nebeneffekt. Kämen die Haupt-Zuwandererströme aus anderen Ländern könnten wir ebenso gut „buddhisiert“ werden. Ob das nun angenehmer wäre, ob es nun wünschenswerter ist in Wasser als in Salzsäure aufgelöst zu werden, wie es Manfred Kleine Hartlage plastisch bemerkte ist nicht die Frage. Es geht um die klare Erkenntnis der Ursache für die Islamisierung.

Die Massenzuwanderung und der grundsätzliche, universalistische Welthegemonieanspruch des Islams, sind zwei verschiedene Dinge. Wir räumen das Feld: ethnisch und kulturell. Wer dieses Vakuum füllt – das ist im Grunde belanglos für das eigentliche Problem. Diese ist der Ethnozid, die Selbstabschaffung und Selbstauflösung der Völker Europas. Die Wurzel dieses Übels ist der totale Selbst- und Identitätsverlust der europäischen Völker. Wir wagen es nicht, uns selbst anders als mit universalistischen Begrifflichkeiten zu definieren. Was einen Europäer oder den Deutschen ausmacht bleibt ein Tabuthema (sofern es nicht, „Nicht-Muslim“ oder aufgeklärter Weltenbürger lautet). Auch Sarrazins Gen-Debatte hat daran bisher nichts geändert. Die Geschichte als Identitätsquelle, hat uns der ethnomasochistische Schuldkult verdorben. Die ethnische Frage ist von der politisch korrekten Mafia, der die Islamkritik in diesen Punkten genauso angehört, und die ihren extremistischen Gegenpol in den NS-Rassisten findet unmöglich gemacht worden. Da also die Meinungsmafia, weitgehend unangefochten, unsere ethnische und historische Identität zum Tabu macht, greift man, im Lager der Islamkritik, doppelt gern auf universalistische Schemata zurück und verfällt dabei in ein abstraktes, metaphysisches Denken, welches die organischen Gemeinschaften immer mehr ausbluten lässt. Wir kämpfen nicht mehr für Nation und Europa, sondern für: „Aufklärung, Demokratie und Menschenrecht, gegen den Islamofaschismus“.

Die Islamkritik bedient also die Unfähigkeit der universalismusgeschädigten Europäer ein ethnokulturelles Eigeninteresse zu definieren. Die Deutschen, als metaphysischstes Volk Europas sind am stärksten von diesem Wahn befallen. Sogar als sie, ein einziges Mal in ihrer Geschichte, ein ethnisches Eigeninteresse formulieren wollten, brach aus ihnen ein universalistischer, rassischer Erlösungsmythos hervor, der seine geistigen Wurzeln durch exterminatorischen Antisemitismus zu vernichten suchte. Was tun, wenn man seine eigene Identität, die man gegen den Islam verteidigen will nicht anders als abstrakt und universalistisch (d.h. als allgemeingültiges, überzeitliches, moralisch überlegenes Konzept, dessen Ziel es ist ein Ende der Geschichte herbei zu führen, indem es sich über die ganze Welt ausbreitet) ausdrücken kann/darf? Der wabernde, gesichtslose Haufen an Warenkonsumenten, Weltbürgern, Selbstfindern und Individualisten, der die erodierenden, europäischen Völker ausmacht, versucht nun verzweifelt sich in der Islamkritik ein Gesicht zu geben, um dem Islam ins feste Antlitz blicken zu können. Damit aber gibt ihnen der Islam das Gesicht.

Die Islamkritiker definieren sich, mangels echter, eigener Identität, als Gegenpart zum internationalistischen, universalistischen Islam, ebenso international und universalistisch. Das traurige Endprodukt sieht circa so aus: Der Islam, als das an sich Falsche, Bösartige, Widerwärtige, die satanische, antimenschliche Kraft, herrscht über das Reich der Finsternis, der Unterdrückung, des Mittelalters, des Rückschrittes und der Hässlichkeit. Der gute, saubere Gentlemen-Westen, Träger der Aufklärung, des Christentums, der freien Marktwirtschaft, der Vernunft und Ziehsohn des Weltgeistes, ja die Fackel des Friedens und des Fortschritts, kämpft in einem universalen, heiligen Harmagedon gegen die Hydra des Islamismus. Identität, Kultur, Staat, Nation, Familie und Geschichte werden zu, nebensächliche Randfiguren im zentralen, entscheidenden Gefecht: Islam vs. The west.

Islam und Westen sind hier zwei universalistische Prinzipien, und Weltordnungsmodelle ohne Verwurzelung in Heimat und Volk. Israel wird zum der „Hauptschauplatz“ in dem „unser aller Krieg“ ausgefochten wird. So lässt sich auch ein geckenhafter Philosemitismus schön in die Islamkritik eingliedern. Anstatt, über eine tiefe Reflektion über das Geschehene eine echte Versöhnung und Heilung der Beziehung zum jüdischen Volk anzustreben verkehrt sich der Antisemitismus einfach in sein grelles Gegenteil. Ein Prozess der jederzeit wieder umschlagen könnte. Als Judenersatz muss zum Teil der Islam herhalten. Zumindest erscheint das so, wenn man den stürmerischen Tonfall mancher Islamkritiker und ihre allgemeine Ikonographie eingehend betrachtet.

Alain de Benoist beschreibt in seinem Büchlein „Car Schmitt und der Krieg“ eindringlich wie sehr sich der islamische Heilige Krieg, gegen den überall existierenden, omnipräsenten, satanischen Westen, gegen die westliche Antwort im Krieg gegen den Terror, der omnipräsenten Achse des Bösen, gleichen. Tatsächlich kämpfen im westlichen Liberalismus und im islamischen Monotheismus zwei universalistische Ideologien um die Weltherrschaft. Ihr lineares, fortschrittliches Bild der Geschichte ist fast ident. Sie sind sich in ihrer Ablehnung der ethnokulturellen Gemeinschaften und der Welt als Pluriversum, so brüderlich einig, wie es nur die Kinder einer gemeinsamen Idee sein können. Ihr brutaler, heiliger Krieg, der ein Krieg zwischen religiöser Vorform und liberalistischem Endstadium des universalistischen Todesprojekts ist, ist aus identitärer Sicht ein Binnenkampf.

Diese islamkritische Ideologie ist der zurzeit der letzte Schrei am politischen Markt. Es ist ein Todesschrei. Sie formt die gesamten rechten Zusammenhänge um und verschiebt ihr Selbstverständnis über die Neuwahl eines Hauptfeindes. Auch Pragmatikern, welche die Kritik am Islam als wichtigsten Ausdruck eines patriotisch-identitären Gefühls sehen, muss das bewusst sein. Und das selbst nicht nur aus theoretischer Erkenntnis, sondern auch aus ganz pragmatischen Gründen:


Islam vs the West – kein mobilisierender Mythos

Das Konstrukt eines „judäochristlichen, aufgeklärten Westens“, gegen das sich lustigerweise sowohl orthodoxe Juden, als auch traditionalistische Katholiken gleichermaßen verwehren, ist kein staatstragendes und typenbildendes Ideal. Die Erosion der westlichen Systeme beweist das. Was Homo-Aktivisten, antideutsche Linken, erfolglose Rechtspolitiker, Konzilschristen, Kommentarspaltenkrieger opportunistische Bewegungsakrobaten, enttäuschte Konservative, halbaufgewachte Multikultis, Frauenrechtler, Verfassungspatrioten, Amerikafans u.v.a.m. unter der bunten Fahne der Islamkritik eint ist, cum grano salis, nur eines: Der Erhalt des westlichen Lebensstandards und Hedonismus. Alles soll so „toll“ bleiben wie es ist. Party statt Scharia. Playboy statt Kopftuch. Barbecue statt Ramadan. Weltmarkt statt Umma. Sollte dass der ideologische Unterbau der Islamkritiker sein, der sich hinter Phrasen wie „Erhalt der freiheitlichen Grundordnung“, oder „Verteidigung der Trennung von Staat und Religion“ verbirgt? Abstrahiert man aus diversen Seiten und Büchern ein „islamkritisches Minimum“ sieht es leider fast so aus.

Kann dass der bewegende Mythos einer europäischen Renaissance sein? Nein! Das sieht ein Blinder. Der Ruf nach ungestörter hedonistischer „Selbstverwirklichung“ in der bunten Warenwelt des Spätkapitalismus, scheint als der einzige Kitt, der den Schwarm der Islamkritiker, der sich gegen die Konturen des Islams formiert, zusammenhält. Der schwächliche Schrei nach staatlichen Verboten, nach „law & order“, ist bislang das einzige, das sie zustande bringen. Eine konservative Revolution sieht anders aus. Die informell vernetzten, grassierenden muslimischen Familienclans in ihren No-Go-Area Rückzugsräumen, die brennenden, todbereiten, islamischen Glaubensfanatiker, würden diesen bunten Haufen zermalmen wie einen Brocken trockenen Sand. Nur ein Ideal, das aus einer höheren Dimension stammt als einem Lauen „Humanismus“, der Hedonismus meint, gibt die Kraft das Unmögliche zu vollbringen. Denn für diesen sterben die Helden nur im Kino, wie Dávila einmal spitzfindig bemerkte. Die heroische Phase des Liberalismus ist vorbei. Die Postmoderne Beliebigkeit ist sein unausweichliches Schicksal. Man kann sie auch mit ein wenig schaler 1848 Romantik nicht wiederbeleben.


Eine Widerbelebung der heroischen Phase

Die Islamkritik in ihrer theoretischen Reinform ist somit ein Irrweg. Sie wird als scheinbarer Ausweg zur ultimativen Political-Correctness, indem sie nämlich vorgibt keine zu sein. Sie kritisiert nicht den liberalistischen Individualismus, als Grund der Einwanderung und damit der Islamisierung, sondern verteidigt ihn als Errungenschaft. Sie versucht nicht ein gesundes Verständnis unserer Geschichte zurückzuerobern, sondern suhlt sich in Schuldkult und leitet daraus, „besondere Verpflichtungen“ gegen Israel im universalen „heiligen westlichen Krieg“ ab. Anstatt die religiös-universalistischen Verstrickungen unserer Geistesgeschichte zu reflektieren, die 3 Ideologien des 20. Jh. als verfehlte Ausdrücke ihrer Perpetuierung nach dem „Tod Gottes“ zu erkennen und endlich, endlich aus dieser Matrix auszubrechen, verstrickt sie sich lustvoll in einer neuen universalistischen Ideologie, die so lächerlich, so gezwungen ist, dass sogar wir einmal Marx zitieren:
„Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.„[1]

Der Islamkritiker geriert sich als großer Verteidiger der „Errungenschaften der Aufklärung“ und meint damit überwiegend Hedonismus, Dekadenz, Sexualisierung, Promiskuität, also die lieb gewonnenen Party-Kultur. Kubitscheks sprichwörtlich gewordenes Credo dieses Party-Patriotismus, islamkritisch abgewandelt, heißt das: „Konsumieren, aber ohne Kopftuchfrau an der Kasse.“

Genau damit schützt die Islamkritik aber das Endstadium einer Ideologie (des Liberalismus) welcher welche kausal für den demographischen Winter, und damit die Zuwanderung und Islamisierung war und ist. Schon Moeller van der Bruck wusste, dass am Liberalismus die Völker zugrunde gehen. Doch die Islamkritiker haben ein bejammernswert kleines geistesgeschichtliches Bewusstsein. Damit gehen sie auch nicht souverän mit Begriffen, Ideen und Systemen um, um sich durch ihr Dickicht einen identitären Pfad zu treiben. Vielmehr stolpern sie von einem geistigen Fettnapf in den nächsten und schaffen absurde Begriffsungetüme wie „Islamofaschismus“, aus denen ihre geistige Leere nur so hervorstrahlt. Der Islamkritiker projiziert die gängigen Metaphern für das absolute Böse: „Hitler“, „Nazi“, „Faschismus“, ungeachtet deren Inhalte, auf den Islam, um sich in dieser Verblendung als der „wahre Antifaschist“ fühlen zu können. Die „politische Unkorrektheit“, die man für sich reklamiert, ist eine plumpe, unbewusste Scharade. Tatsächlich fügt sich nahtlos in die herrschende, universalistische Ideologie ein und will darin sogar päpstlicher sein als der Papst.

Ja, man wirft den herrschenden, antiidentitären multikulturalistischen Ideologen Abweichlertum vor. Man will der „wahre Antifaschist „(im Kampf gegen den „Islamofaschismus“), und der wahre Philosemit (im Kampf um Israel) sein. Das ist kein Morgenwind für unsere Identität. Es ist derselbe modrige Grabgesdunst wie seit über 60 Jahren. Die Islamkritiker haben es fertig gebracht sich restlos dem herrschenden Vokabular und der herrschenden Ideologie zu unterwerfen, und sich dabei so frei wie nie zu fühlen. Endlich kann sich der verfassungspatriotische Bunzelbürger und Internetaktivist, im Einverständnis mit der herrschenden Ideologie, sein (verständliches) Ressentiment gegen Ausländerbanden, gesellschaftskritisch, israelfreundlich und antifaschistisch zum Ausdruck bringen. Hier quillt oft ein unterdrückter Hass hervor, der gegen jeden guten Geschmack geht. Mit dem Zauberworten „Musel“ und „Antisemit“ garniert, wird der widerlichste Stürmerstil flugs zur „Islamkritik“ geadelt. Dass die Islamkritiker, insbesondere seit Breivik, als „Rechtsextreme“ bezeichnet und medial ebenso verfolgt werden, ändert nichts an der Tatsache, dass sie mit ihrer universalistischen Ideologie, die sich der herrschenden abstrakten und nicht ethnokulturellen Identitätsdefinition beugt, im Rahmen der herrschenden Ideologie bewegen.

Mit einer gutmütigen Deutung könnte man ihr Betreiben als Wiederbelebungsversuch der heroischen Phase des Liberalismus deuten. Dieser wird notwendig scheitern. Schon die letzte echte Kampfphase des Liberalismus, der 2. Weltkrieg indem er gegen seine modernistischen Bruderideologien, NS/Faschismus und Sozialismus ins Feld zog, war bemüht und unecht. Die letzten Relikte eines kämpferischen Abenteuer-Kapitalismus und „white mans burden“ Kolonialismus, vom Schlage eines Churchills, wurden nach dem gewonnenen Krieg, rasch politisch entsorgt. Sie behagten den liberalen Gemütern, die schon um die Jahrhundertwende der Postmoderne entgegenfaulten nicht mehr. Auch Hayeks dilettantische Schrift vom „Weg zur Knechtschaft“ deren prokapitalistische, antisozialistische Parolen, als Antitotalitarismus für Dumme, den Soundteppich für die islamkritische Kakophonie bieten, atmet schwer, von dieser Müdigkeit. Der Liberalismus raffte sich im 2. Weltkrieg noch einmal auf um seine Mit und Nachgeburten zu besiegen. Nach ihrem Tod ist er endgültig ohne Feind und krepiert an sich selbst: in kultureller, ideologischer, ökonomischer und demographischer Hinsicht. Dugin beschreibt in seinem Buch, einzigartig, wie das Ende seiner Feinde, auch das Ende des Liberalismus bedeutet.

Der Islam ist kein adäquater Feind. Er ist kein Versuch einer tiefen europäischen Antwort auf den Nihilismus, wie es die Ideologien des 20. Jh. teilweise waren (und woran sie scheiterten). Der Islam ist keine ideologische Herausforderung für den Liberalismus, welche ihn aus seinem postmodernen Stand-by-Modus wecken und wieder hochfahren könnte. Ein Vorgang, da haben kühle Pragmatiker recht, der in seinen neokonservativen Umschaltprozessen, auch den Ethnozid einfrieren würde. Den Völkern Europas würde in einer neuen heroisch-kämpferischen Phase des Liberalismus wieder eine neue Lebensfrist gewährt, die zwar keine identitäre Renaissance, sondern wieder nur ein Hurendasein eines Universalismus, aber damit doch ein nacktes Überleben bedeuten würde.

Diese Reaktivierung aber scheitert. Sie ist hoffnungslos und sinnlos weil der Liberalismus seine beiden Kontrahenten besiegt hat und der Islam gar keine geistesgeschichtliche Antwort, sondern nur ein Nebeneffekt seines Postmodernen Todes ist. (Man muss sein Gehirn schon stark integraltraditionalistisch oder marxistisch verknoten um im Islam eine „sakrale, antiimperialistisch-nationalistische Front“ gegen den Liberalismus zu erspähen. Das hinderte Guénon und Co, sowie manche Vertreter des marxistischen Antiimperialismus nicht daran, sich mit einem Überlaufen zum Islam, quasi in eine stabile religiöse Vorform der universalistischen Entwicklungslogik zu versetzen. Wie schön wenn man, als echter Identitärer, die wahre Alternative kennt.)


Die identitäre Antwort

Die Kleinkriege um Kopftuchverbot, Feiertage, Moscheebauten, usw. lenken, wenn man sich in ihnen verliert, von der entscheidenden Erkenntnis ab: Wir selbst sind schuld an der Islamisierung. Nicht der Islam ist so böse und stark, sondern wir sind so selbstvergessen und schwach. Nicht die Zuwanderer sind so viele, sondern wir so wenige. Nicht die Ausländer sind so integrationsunwillig, sondern die deutsche Kultur ist so tot und transparent. (Ganz abgesehen davon, dass Integration und Assimilation sich nur bei dosierter Zuwanderung und überlange Zeiträume, als organische Synthese vollziehen, niemals aber ein demographisches Problem lösen können.) Nur eine echte Weltanschauung, die unsere ethnokulturelle Identität neu ergründet, die uns einzig und allein zu uns selbst führt und den Liberalismus entschieden bekämpft ist der richtige Weg. Es geht nicht um den Islam, es geht nicht um Israel, es geht nicht um den „Westen“, die „Aufklärung“, die Religionsfreiheit, das Schweineschnitzel in der Kantine und die barbusigen, unverschleierten Pinups in der Tageszeitung. Es geht um die Wiedergewinnung unserer historischen, ethnischen und kulturellen Identität. Es geht um unseren eigentlichen Platz in unserer Geschichte zu deren Zentrum wir selbst werden wollen.

Dazu müssen wir die Deutung unserer Geschichte, des Rechts-, Volks- und Staatsbegriffes, aus den Klauen der herrschenden Ideologie zurückerobern und uns nicht in die Schleimfalten des herrschenden, ideologischen Molochs einnisten. Man darf sich der herrschenden Ideologie nicht anpassen sondern muss sich ihr stellen! Die identitäre Antwort auf die herrschende Ideologie darf nicht in seine Falle, den dogmatischen NS-Sumpf laufen. Sie darf nicht im Leichenhaufen, der sich in der nationalsozialistischen Schattenseite, des westlichen Fortschrittsuniversalismus aufwarf, aber ebenso wenig im Talmi-Glanz seiner „Aufklärung“ verortet sein. Sie muss sich jenseits von Gut und Böse stellen. Die identitäre Bewegung muss sich einen eigenen Weg gehen, der sich frei von Emotionen, frei von falscher Schonung der NS-Kreise und frei von panischer, inhaltsloser Distanzierung, aus dem Gestrüpp des Zeitgeists freikämpft. Die universalistische Ideologie der Islamkritik muss dabei in ihrem Wesen erkannt und durchschaut werden. Sie ist eine Antwort auf die Fragen der Zeit, die niemals ihre Lösung sein kann.

Nicht alle Personen im Dunstkreis der Islamkritik haben deren universalistischen Plot voll verinnerlicht. Zwar hat man ein Gemeinsames Minimum an Phrasen, Erkennungstickets und Theoriefetzen herausgebildet, doch die tiefere Reflektion fehlt zumeist. Man muss sich der tieferen Intention bewusst sein, die so viele in die Reihen dieser Strömung führt. Es ist die Ablehnung der Überfremdung, vermittelt durch die Islamisierung, die Sehnsucht nach einer Identität und einem gesunden Patriotismus, jenseits vom NS. Dieses Verlangen hat etwas Besseres verdient als den faden Universalismus einer „islamkritischen Internationalen“. Die Islamkritische Intention ist die Sorge um die identitäre Frage, die, aus alter Konditionierung, mit einer universalistischen Antwort entgegnet wird. Hier muss man behutsam aber konsequent entwirrend wirken und die Islamkritischen Grundpositionen klar widerlegen.

Nicht im Islam als Religion, liegt der Grund der Islamisierung, nicht mit einer aufklärerischen Religionskritik ist ihm beizukommen. Ihr Grund ist die islamische Masseneinwanderung, und der kulturelle Selbsthass, der Selbstverlust des Europäers. Die Islamisierung kann nicht mit einer Wiederbelebung des Liberalismus, als heroischer „law & order“ Neokonservativismus bezwungen werden, sondern nur mit einer identitären Besinnung Europas, die als bewegenden Mythos, eine Rückaneignung seiner ethnokulturellen Identität braucht. Dieser Mythos ist eine holistische Wiedergewinnung unseres ethnokulturellen in der Welt Seins, und der transzendenten Dimension unseres Daseins, die in sich eine tiefe, faustische Frage darstellen. (In genau dieser Frage und Suche, sowie dem Bewusstsein um den Fragenden und Suchenden, nicht in einem Herdentieruniversalismus des letzten, blinzelnden Menschens, wird auch der wahre und gute Teil der Renaissance und Aufklärung, als Suche und Utopie, vor ihrer Erfüllung und Verabsolutierung eingehegt und bewahrt). Hier, auf der geistigen Ebene muss zuallererst eine Reconquista stattfinden. Sie beginnt zuallererst in deinem Herzen:


He went looking for Europe, took love in his hand
With eyes of sunlight, like burning sand
Went to the west, rode to the east
Heard of life and honour, looked into the eyes of the beast
Stood in a city, in the gold house of whores
Said: “I’m looking for Europe”, then you’re looking for war
Sat on the throne of Arthur, held Boudica’s sword
Kissed the flags of the great, beneath the towers so tall
Climbed up the hillside, where the eagle still flies
Said: “I’m looking for Europe”, we’ll be ready to cry
He walked to the forest, to the lair of the wolf
Said: “I’m looking for Europe, I’ll tell you truth.”
Some find it in a flag, some in the beat of a drum
Some with a book, and some with a gun
Some in a kiss, and some on the march
But if you’re looking for Europe, best look in your heart


Der Islam ist nicht der wahre Feind. Wir selbst sind es selbst, als Subjekte des Liberalismus, der uns total durchdrungen hat. Der Feind ist die eigene Frage als Gestalt. Unsere Frage, die seit Nietzsche nicht beantwortet ist, lautet: Wie weiter? Wie weiter nach dem Tod Gottes und dem Einsturz des mittelalterlich-christlichen Bedeutungszusammenhang. Diese Frage ließ sich nicht durch Rasse und Klasse lösen. Sie lässt sich nicht postmodern postponieren. Sie drängt uns und quält und fällt uns an, in Form des zivilokkupierenden Islams, der in die Lücken der Sturmreifen „Festung Europa“ einfällt. Nur insofern, als eigenes Defizit, als quälende Krankheits- und Mangelerscheinung einer ungelösten, geistigen Frage ist der Islam auch ein Feind, der tatsächlich unsere Frage, unaufschiebbar und unbarmherzig stellt. Diese identitäre Analyse des Islams beginnt aber bei uns selbst und nicht bei ihm. Sie formt das Lager der Verteidiger Europas, aus eigenem Fühlen und eigener Kraft, statt aus reiner, abstrakter Gegnerschaft zum Islam, wie das bei den Islamkritikern meist der Fall ist.

Kritik der Islamkritik, heißt nicht die Bedrohung des Islams zu unterschätzen. Er ist der staatstragende Gedanke, der die diffusen Einwandererströme bündelt, direkt in die Parallelgesellschaften der Scharia Zonen, leitet und ihre eigenen nationalen Konflikte beilegt. Der islamische „Antirassismus“, ist ein Credo, das seine predigenden Da’wa Apostel, unermüdlich beschwören. Er ist der Ruhepol, der das Chaos und den Hass aus den Getthos an ihre Randgebiete treibt und somit gegen die Gesellschaft richtet. Er ist die, immer öfter staatlich anerkannter Paralleljustiz, die das Banlieu befriedet und organisiert und so teils ein stilles, unbemerktes Wachstum der Parallelgesellschaft befördert. Er gibt den entwurzelten Migranten einen neuen Lebenssinn und schafft eine politische Alternative zum Status Quo, deren revolutionäre Umsetzung in kommenden Ernstfällen uns schon auf den schwarzen Dschihadfahnen dräut. Die Kritik der Islamisierung, die niemals von einer Kritik des eigenen Identitätsverlustes und der eigenen Selbstabschaffung getrennt werden darf, ist das Gebot der Stunde und muss klar gegen einen peinlichen, antizionistischen Antiimperialismus, der sich aus dem nationalen wie dem kommunistischen Lager, einer antisemitischen Internationale andient, ins Feld gebracht werden.

Die Leugnung der realen Bedrohung die seit Jahrtausenden vom Islam für Europa ausgeht, die Ausblendung seiner internationalistischen, universalistischen Natur, die de facto arabisch-nationalistisch ist, diese traurigen Verrenkungen, die heute nationale Kreise vollziehen nur um sich antijüdischen Tendenzen im Islam anzubiedern, ist unmissverständlicher Ausdruck einer Schuld und Hass-Nostalgie, die in identitären Zusammenhängen keinen Platz haben darf. Ebenso wenig darf ein identitärer Kampf gegen die Islamisierung und die Auflösung aller abendländischen Dinge, in einer unbedachten Affirmation und Revitalisierung des Liberalismus enden, die als Musterschüler der westlichen Allianz, ebenso am deutschen Schuldkomplex nagt.

Identitär sein heißt weit ausholen, tief greifen, kühn fragen, frei denken, mutig handeln und nicht mit der Lüge leben! Eine weltanschauliche Erkenntnis der westlichen Islamkritik ist nur erste Schritt zu einer identitären Attacke gegen die Islamisierung, der Bildung einer europaweiten Phalanx, die auch das (neo-) konservative Bedürfnisse nach Recht und Ordnung, auch das bürgerliche Bangen um Ruhe und Wohlstand in ihren Reihen schützen wird, aber die universalistische Weltmission zum egalitaristischen Weltmarkt, und die selbstzerstörerische Dekadenz, eisern ausgrenzt und im kommenden Sturm vor die Hunde gehen lässt. Der wahre Sinn und die unbewusste Intention der Islamkritik ist die identitäre, geistige Reconquista und die europäische Phalanx um unsere ethnokulturelle Identität. Den die Sehnsucht nach dem verflossenen HEROISMUS im Liberalismus, die Sehnsucht nach dem PATRIOTISMUS in der Verfassung, nach der GEMEINSCHAFT und ABGRENZUNG, im staatsbürgerlichen Rahmen (sogar des ius solis), ist es, der die Islamkritiker antreibt. Es ist die Sehnsucht nach dem, was am Liberalismus, Stützpfeiler, Ordnung, Waffe, und Kriegerethos war und was identitäre Antideutsche heute frenetisch als „Aufklärung in Waffen“ abfeiern. Es ist die Waffe die den Islamkritiker fasziniert, nicht die Aufklärung. Es ist das „militans“, nicht das „ecclesia“, das die Apostel dieses neuen universalistischen Entwurfs antreibt, der nie zum Wurf kommen wird. Es ist die Sonderstellung des partikularen Subjekts des Universalismus, der die Islamkritiker, im real existierenden Universalismus der Schuld und des Selbsthasses nachtrauern. Die Islamkritik hat dieses Denken im Licht der Selbsterhaltung, das der Neokonservative Robert Kagan bislang unübertroffen im schizophrenen Satz „”Among ourselves, we keep the law, but when operating in the jungle, we must also use the laws of the jungle“, zusammenfasste kultiviert. Das ist für eine salontaugliche Kritik am Untergang des Abendlandes recht nett, für einen bewegenden Mythos aber reicht es nicht. Trotzdem kann und soll dieses identitäre Bewusstsein um die theoretisch-universalistische Verfehlung, aber die intentional-identitäre Sehnsucht der Islamkritik, die Brücke zum Verständnis und zur Zusammenarbeit legen.

Der Text hat mit Carl Schmitt begonnen und soll auch mit ihm schließen. Niemals so schreibt er, sei es dem christlichen Europa, trotz proklamierter, universaler „Feindesliebe“ eingefallen, man müsse „aus Liebe zu den Sarazenen oder den Türken Europa, statt es zu verteidigen, dem Islam ausliefern.“[2]

Ein Schlusssatz den sich die heutigen identitären Hopliten in ganz Europa vielleicht zum Geleitwort für ihre „Front der Patrioten“ nehmen sollten.




[1] Marx in seinem Aufsatz “Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte” in der Hamburger Zeitschrift “Die Revolution” im Jahr 1869
[2] Carl Schmitt „Der Begriff des Politischen“, S.29

Dieser Beitrag erschien zuerst 2013 auf dem Blog www.derfunkeinfo.wordpress.com.

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